Hugh Laurie als Richard Roper (c) Amazon |
Gewiss, die Serie ist opulent inszeniert. Aber die erste Folge dreht sich nur darum, warum der britische Ex-Soldat Jonathan Pine (Tom Hiddleston), der als Nachtmanager in einem ägyptischen Luxushotel arbeitet, im Auftrag des britischen Geheimdienstes zum Gegenspieler des Waffenhändlers Richard Roper wird: Pine erhält von einem weiblichen Gast eher zufällig geheime Informationen über ein Geschäft Ropers, Pine versucht seine Informantin zu beschützen, doch am Ende tötet Roper sie. Um diese Geschichte zu erzählen, hätte es keine 45 Minuten gebraucht. Alles ist sehr langatmig und die Charaktere bleiben blass. Von Hugh Laurie ist fast nichts zu sehen.
Laurie ist in "The Night Manager" mehr Geschäftsmann als Schurke
Doch ich bin dran geblieben – und am Ende hat es sich
gelohnt. Das lag weniger an Laurie. Er schien eigentlich die perfekte Besetzung
für die Rolle des eiskalten Waffenhändlers zu sein. Doch Laurie liefert über
weite Strecken nur eine solide Performance ab, ist mehr Geschäftsmann als
Schurke. Die meiste Zeit wirkt er nicht wie jemand, vor dem man Angst haben
muss (was vielleicht auch an seiner unmöglichen Frisur liegt). Da habe ich
wirklich schon bessere Schurken gesehen. Nur in einigen Szenen - vor allem
gegen Ende, als Roper versucht, den Verräter
in seinen Reihen zu finden – zeigt
Laurie seine dunkle Seite und lässt den Zuschauern schaudern.
Und auch an der Geschichte lag es nicht, die ich so oder so ähnlich (Geheimdienst jagt Schurken und der Agent hat noch eine persönliche Rechnung offen) schon zigfach gesehen habe.
Eine Geheimdienst-Chefin mit Herz und Babybauch
Es war vor allem wegen Olivia Colman, warum ich dran blieb. Sie spielt die Geheimdienst-Chefin Angela Burr und schaffte es, mich an die Serie zu fesseln. Denn so einen Boss in der harten Welt der Spionage hatte ich noch nie gesehen. Natürlich gab es schon Frauen an der Geheimdienst-Spitze. Doch anders als zum Beispiel Judy Dench als „M“ in James Bond ist Bur nicht die knallharte Schurkenjägerin. Sie ist kein Mann in Rock und Kostüm.
Auf dem Pressefoto nur am Rande, aber tragend für "The Night Manager": Olivia Colman als Angela Burr (2. v. r,) (c) Amazon |
Burr ist mehr die „Mutter der Kompanie“, fürsorglich und warmherzig. Sie ist um ihren Agenten Pine wirklich besorgt, nennt ihn „meinen Jungen“ und will immer wissen, ob es ihm gut geht. Die Jagd nach Richard Roper ist ein echtes Anliegen für sie und nicht nur ein Auftrag. Burr scheut sich nicht, dabei Emotionen zuzulassen. Gefühle sind nicht ihre Schwäche, sondern ihre Stärke. Denn die Wut über die schmutzigen Geschäfte Ropers treibt Burr dazu an, es quasi mit der ganzen Welt aufzunehmen und sich und ihre Bedürfnisse ganz nach hinten zu stellen. So schont sie sich trotz ihrer Schwangerschaft nicht. Mit Burr habe ich während der acht Folgen mitgefiebert, nicht mit Pine.
Wer sich nicht die ganze Serie anschauen will, sollte sich
zumindest den Vorspann ansehen. Er ist wirklich brillant arrangiert und lässt
jeden James Bond-Auftakt alt aussehen.
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