Freitag, 15. April 2016

Filmkritik: Hugh Laurie enttäuscht in "The Night Manager"

Hugh Laurie als Richard Roper (c) Amazon
Endlich mal wieder Hugh Laurie in Aktion sehen – ich hatte mich auf „The Night Manager“ gefreut. Doch nach der ersten Folge hätte ich beinahe wieder abgeschaltet.

Gewiss, die Serie ist opulent inszeniert. Aber die erste Folge dreht sich nur darum, warum der britische Ex-Soldat Jonathan Pine (Tom Hiddleston), der als Nachtmanager in einem ägyptischen Luxushotel arbeitet, im Auftrag des britischen Geheimdienstes zum Gegenspieler des Waffenhändlers Richard Roper wird: Pine erhält von einem weiblichen Gast eher zufällig geheime Informationen über ein Geschäft Ropers, Pine versucht seine Informantin zu beschützen, doch am Ende tötet Roper sie. Um diese Geschichte zu erzählen, hätte es keine 45 Minuten gebraucht. Alles ist sehr langatmig und die Charaktere bleiben blass. Von Hugh Laurie ist fast nichts zu sehen.

Laurie ist in "The Night Manager" mehr Geschäftsmann als Schurke


Doch ich bin dran geblieben – und am Ende hat es sich gelohnt. Das lag weniger an Laurie. Er schien eigentlich die perfekte Besetzung für die Rolle des eiskalten Waffenhändlers zu sein. Doch Laurie liefert über weite Strecken nur eine solide Performance ab, ist mehr Geschäftsmann als Schurke. Die meiste Zeit wirkt er nicht wie jemand, vor dem man Angst haben muss (was vielleicht auch an seiner unmöglichen Frisur liegt). Da habe ich wirklich schon bessere Schurken gesehen. Nur in einigen Szenen - vor allem gegen  Ende, als Roper versucht, den Verräter in seinen Reihen zu finden –  zeigt Laurie seine dunkle Seite und lässt den Zuschauern schaudern.

Und auch an der Geschichte lag es nicht, die ich so oder so ähnlich (Geheimdienst jagt Schurken und der Agent hat noch eine persönliche Rechnung offen) schon zigfach gesehen habe.

Eine Geheimdienst-Chefin mit Herz und Babybauch


Es war vor allem wegen Olivia Colman, warum ich dran blieb. Sie spielt die Geheimdienst-Chefin Angela Burr und schaffte es, mich an die Serie zu fesseln. Denn so einen Boss in der harten Welt der Spionage hatte ich noch nie gesehen. Natürlich gab es schon Frauen an der Geheimdienst-Spitze. Doch anders als zum Beispiel Judy Dench als „M“ in James Bond ist Bur nicht die knallharte Schurkenjägerin. Sie ist kein Mann in Rock und Kostüm.

Auf dem Pressefoto nur am Rande, aber tragend für "The Night Manager": Olivia Colman als Angela Burr (2. v. r,) (c) Amazon

Burr ist mehr die „Mutter der Kompanie“, fürsorglich und warmherzig. Sie ist um ihren Agenten Pine wirklich besorgt, nennt ihn „meinen Jungen“ und will immer wissen, ob es ihm gut geht. Die Jagd nach Richard Roper ist ein echtes Anliegen für sie und nicht nur ein Auftrag. Burr scheut sich nicht, dabei Emotionen zuzulassen. Gefühle sind nicht ihre Schwäche, sondern ihre Stärke. Denn die Wut über die schmutzigen Geschäfte Ropers treibt Burr dazu an, es quasi mit der ganzen Welt aufzunehmen und sich und ihre Bedürfnisse ganz nach hinten zu stellen. So schont sie sich trotz ihrer Schwangerschaft nicht. Mit Burr habe ich während der acht Folgen mitgefiebert, nicht mit Pine.

Wer sich nicht die ganze Serie anschauen will, sollte sich zumindest den Vorspann ansehen. Er ist wirklich brillant arrangiert und lässt jeden James Bond-Auftakt alt aussehen.

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